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1. Mittelalter - S. 118

1879 - Dillenburg : Seel
— 118 — reich sprach der Kaiser die Reichsacht aus und übertrug die Aus- f sühruug derselben dem Burggrasen von Nürnberg, welcher auch -sofort die Länder des Geächteten mit dem Reichsheere besetzte. ' Das Koncil erklärte Papst Johann seiner Verbrechen wegen für abgesetzt; bald daraus gerieth er in die Gefangenschaft des Kaisers, I der ihn mehrere Jahre gefangen hielt, woraus er zu Rom starb. ; Der zweite Papst Gregor Xii. legte seine Würde nieder; der j dritte dagegen, Benedikt Xiii., hatte sich in den Schutz des! Königs von Aragonien begeben. Dorthin reiste Sigismund, um ' ihn gütlich zur Abdankung zu bewegen. Diese Reise, welche sich ' auch bis Paris und London erstreckte, kostete den Kaiser so viel, Geld, daß er, der ohnehin immer in Geldverlegenheit war, bei-Friedrich von Hohenzollern große Geldsummen aufnehmen mußte,! wofür er ihm später (nach andern für die Geldsummen, welche Friedrich zur Rettung des fast verlornen Landes aufwenden mußte) i Brandenburg als erbliches Reichslehen übergab. Diese Verleihung legte den Grund zu dem mächtigen brandenburgischen Staate (s. u.) ■ Die für die Kirche so verhängnisvolle Spaltung war 6e= j seitigt. Da drangen die Deutschen darauf, daß vor der Wahl eines neuen Papstes eine Kirchenverbesserung vorgenommen werden aber die andern Nationen waren dagegen, und so erfolgte die Wahl des neuen Papstes Martin V. Dieser wich einer allgemeinen Kirchenverbesserung geschickt aus und schloß statt deren mit den verschiedenen Nationen Einzelverträge (Coneordate) ab, in welchen er Abstellung der gröbsten Misbräuche versprach, durch, welche aber die Macht des Papstes in keiner Weise geschmälert wurde. Der Ausbruch einer Seuche in Gonstanz war ihm ein willkommener Anlaß, das Concil aufzulösen. Ein Hauptzweck' des Concils, die Kirchenverbesserung, war damit völlig gescheitert, und das Versprechen, alle Zehn Jahre ein Concil abzuhalten,, war nur ein leidiger Trost für das Fehlschlagen der allgemeinen p Erwartung. Eine dritte Aufgabe des Concils war die Entscheidung über:: die Lehre des böhmischen Priesters Johannhus. Johann Hus war in Böhmen geboren und hatte seine:; Ausbildung auf der Universität Prag erhalten, an welcher er.: später auch Lehrer war. Nicht nur seine Gelehrsamkeit und Beredsamkeit, sondern vor allem auch sein ernster, sittlich-reiner.. Wandel verschafften ihm die Anerkennung und Bewunderung selbst! seiner Feinde. Durch seinen Freund Hieronymus wurde errc mit den Schriften des Professors Johann Wikless an dem

2. Neue und neueste Geschichte - S. 59

1880 - Dillenburg : Seel
— 59 — b. Seine Regierung bis zum Schlüsse des dreißigjährigen Krieges. Es war ein Glück für die brandenburgischen Lande, daß ein Mann mit den Geistes- und Herzensgaben Friedrich Wilhelms aus den Thron kam; ohne diesen Fall wäre Brandenburg als Staat wohl sicher verloren gewesen. Als Friedrich Wilhelm im Jahre 1640 den Thron bestieg, hausten die Schweden noch im 1640 Lande; die Einwohner waren gänzlich verarmt; die Truppen, welche das Land beschützen sollten, waren Söldner, die dem Kaiser vereidigt waren und dem Kurfürsten sich nur durch Haudschlag verpflichtet Hattert, so daß dem Kurfürsten feine Truppen zu Gebote standen, mit denen er auf eigne Hand sein unglückliches Land von feinen Drängern hätte befreien können. So stand Friedrich Wilhelm zwischen zwei Feuern, welche ihm je nach seiner Entscheidung für die eilte oder andere Partei gleich gefährlich werden konnten und mußten. Dies einsehend, schob er seine Entscheidung immer hinaus, suchte es mit keinem Theile zu verderben und war in seiner schlimmen Lage sehr vorsichtig. Vor allem aber trachtete er nach Selbstständigkeit. Um sich diese zu verschaffen, beschränkte er die Befugnisse des unter seinem Vater allmächtigen Ministers Schwarzenberg und verbot ihm unter andern, die an den Kurfürsten gerichteten Schreiben zu öffnen; auch bediente er sich sehr selten seines Rathes. Zu demselben Zwecke verbot er den Kommandanten seiner Festungen, fernerhin noch kaiserliche Besatzung aufzunehmen, und forderte von allen Offizieren, daß sie sich ihm persönlich durch den Eid verpflichteten. Nur ein Kommandant leistete diesen Eid; die übrigen Offiziere wurden entlassen und deren Regimenter dem Kaiser auf fein Verlangen zugesandt. Da wurde Friedrich Wilhelm durch den Tod Schwarzenbergs von einem lästigen Minister, den er um des Kaisers willen nicht hatte entlassen wollen, befreit, und nun ging er offen auf fein Ziel, die Bildung einer nur ihm gehorchenden Heeresmacht, los. Ans den Truppen, welche nicht zum Kaiser zurückzukehren brauchten, bildete er eine Leibgarde und eine berittene Leibwache, zusammen etwa 3000 Mann. Dies war die Grundlage des stehenden Heeres in Preußen, eines mächtigen Pfeilers der preußischen Monarchie. Während er auf diese Weise der Regierung seines Landes eine neue und feste Unterlage fchuf, verhandelte er zugleich mit dem König von Polen wegen der Belehnung mit Preußen. Zwar mußte er viele Zugeständnisse machen, besonders in Betreff der Ausübung des resormirten Gottesdienstes in Preußen, und mußte hohe Geldsummen zahlen, aber die Verhandlungen führten doch

3. Neue und neueste Geschichte - S. 199

1880 - Dillenburg : Seel
— 199 — leitung konnte und durfte keine Rücksicht darauf nehmeu. Fast sämmtliche Stadttheile auf dem linken Ufer der Seine wurden niedergeschmettert; die platzenden Granaten brachten große Gefahr in die Straßen. Dazu gingen Holz und Kohlen aus, das Gas giug zu Ende, so daß die ungeheure Stadt abends dunkel war; die Lebensmittel nahmen erschreckend rasch ab. Da sah der Befehlshaber Trochn endlich ein, daß die Stadt nicht mehr zu halten sei; er nahm seinen Abschied. Am 24. Januar erschien Jules Favre im deutschen Hauptquartier, um über die Kapitulation zu verhandeln; am 28. wurde die Stadt übergeben. Zugleich war ein Waffenstillstand abgeschlossen worden; derselbe wurde mehrmals verlängert, bis endlich die französische Nationalversammlung zu Bordeaux in der Nacht zum 1. März die l. von deutscher Seite gestellten Friedensbedingungen genehmigte. März Die wichtigsten derselben waren: 1) das Elsaß mit Ausnahme von Belsort und ein Fünftel von Lothringen mit Einschluß von Metz und Thionville tritt Frankreich an Deutschland ab; 2) Frankreich zahlt an Deutschland 5 Milliarden Frcs. (4000 Mill. Mark) Kriegsentschädigung, bis zu deren Abtragung deutsche Truppen einen Theil des französischen Landes besetzt halten. Auch der Stadt Paris wurde der Schmerz nicht erspart, deutsche Truppen in ihreu Mauern zu sehen; am 1. März zogen 50000 Deutsche in Paris ein, zogen aber schon am 3. wieder ab. Der eigentliche. Friede mit Frankreich wurde am 10. Mai 10. 1871 zu Frankfurt a. M. geschlossen. Mai e. Wiederaufrichlung des deutschen Kaiserreiches. Die deutsche Waffenbrüderschaft gegen den gemeinsamen Feind hatte bei den süddeutschen Staaten das Gefühl der Zugehörigkeit zu Alldeutschland mächtig gefördert; das erste Zeichen davon war die Einführung der norddeutschen Verfassung in den süddeutschen Staaten, durch welche die süddeutschen Staaten Baiern, Würtem-berg, Baden und Hessen gesetzlich mit dem norddeutschen Bunde verknüpft wurden. Auf Anregung des Königs Ludwig Ii. von Bauern baten die deutschen Fürsten und freien Städte den König Wilhelm, das deutsche Kaiserreich wieder aufzurichten, und boten ihm die Kaiserkrone au. Abgeordnete des Reichstages brachten dem König die Glückwünsche des deutschen Volkes nach Versailles; dort wurde am 18. Januar 1871 der König Wilhelm zum deutschen Kaiser ausgerufen.

4. Neue und neueste Geschichte - S. 140

1880 - Dillenburg : Seel
— 140 — marschiren. Weniger Rücksicht auf diese Neutralität nahm Napoleon; er rückte mit seinem Heere durch das preußische Gebiet von Anspach gegen den östreichischen General Mack, der sich von dieser Seite sicher hielt, und zwang ihn, sich mit 23 000 Mann bei Ulm zu ergeben. Friedrich Wilhelm war empört über diese Treulosigkeit; seine Gemahlin Lnise, Blücher, Hardenberg und Stein suchten ihn zum Kriege zu bewegen; der Kaiser von Rußland und der Bruder des Kaisers Franz kamen nach Berlin, um ihn zum Beitritt zu ihrem Bündnis zu bereden. Friedrich Wilhelm versprach, wenn Napoleon bis zum 15. Dezember seinen früher übernommenen Verpflichtungen nicht nachkomme, mit 180 000 Mann Zn dem Heere der Verbündeten zu stoßen. Der Graf Haug-witz wurde an Napoleon abgesandt, diesem die preußischen Forderungen zu übermitteln. Napoleon hatte die Russen aus Baiern nach Mähren zurückgedrängt, hielt Wien besetzt, und rückte nun dem vereinigten östreichisch-russischen Heere entgegen. Auf diesem Wege traf ihn Haugwitz, wurde aber von ihm nach Wien gewiesen, wo über die preußischen Forderungen entschieden werden solle. Die Kaiser von Rußland und Oestreich waren bei den Heeren anwesend, um durch ihre Anwesenheit die Truppen zu be- 1805 geistern. Dennoch aber siegte Napoleon am 2. Deeember 1805 bei Austerlitz glänzend; die Russen verloren 30000 Mann und mußten sich hinter die March zurückziehen; Oestreich schloß mit Frankreich den Frieden zu Presburg (26. December 1805); es mußte seine venetianij’chen Besitzungen an Italien, Tyrol an Baiern und seine schwäbischen Gebiete an Würtemberg und Baden abtreten und in die Stiftung des Rheinbundes willigen, Baiern und Würtemberg wurden zu Königreichen erhoben. Mit sechzehn deutschen Fürsten (Würtemberg, Baden, Baiern, Hessen-Darmstadt, Nassau u. s. w.), welche sich vom deutschen Reichsverband los- 1806 sagen mußten, stiftete Napoleon 1806 den Rheinbund und erklärte, daß er ein deutsches Reich nicht mehr kenne. Da durch die Lossagung der deutschen Fürsten das Reich in seinem Bestände wesentlich gestört war, so legte am 6. August 1806 Kaiser Franz Ii. seine Würde als deutscher Kaiser nieder und nannte sich nun Franz I. von Oestreich. Damit war das heilige römische Reich deutscher Nation aufgelöst. Furchtbarer Schmerz durchzuckte alle deutschfühlenden Herzen; die fürchterliche Schmach wurde tiefgefühlt; aber ein eisernes Regiment Napoleon's und ein bis in die Familien sich erstreckendes Spionirsistem hielt die Aeußerungen des Unwillens und des Schmerzes in der Brust

5. Neue und neueste Geschichte - S. 177

1880 - Dillenburg : Seel
kleinere Staaten waren schon vor Jahren mit der Einführung derselben vorgegangen. Um den Wünschen des Volkes zu genügen vollendete Friedrich Wilhelm das von seinem Vater begonnene Werk, eine Volksvertretung zu schaffen, indem er am 3. Fe-brnar 1847 eine Verordnung erließ, nach welcher ans dm Provinzialständen ein vereinigter Landtag gebildet werden sollte; alle drei Stände, Gutsbesitzer (Adel), Bürger und Bauern sollten in denselben vertreten sein. Neben dem bisherigen Rechte, mit der Regierung Gesetze zu beratheu, erhielt der vereinigte Landtag das Recht der Steuerbewilligung. Aber diese Rechte erschienen vielen noch nicht genug: die iu den Nationen vorhandene Misstimmung gegen die Regierungen griff auch iu Preußen Platz. Als im Februar 1848 in Frankreich wieder eine Revolution ansbrach durch welche der König Lonis Philipp gestürzt und Frankreich in eine Republik verwandelt wurde, da ging es wie ein Lausfeuer auch durch Deutschland; überall erhoben sich die Bürger und Bauern gegen die Regierung, immer mehr Rechte und Frei-etten verlangend; besonders laut wurde der Wunsch nach einem kutschen Parlamente. Um die Ruhe zu erhalten, erließ Friedrich P- u amr z * w r5 cm Patent, durch welches die Wünsche bc» Volkes befriedigt wurden. Ungeheuer war die Freude darüber; zu Tausenden zogen die Berliner vor das Schloß, um dem König zu danken. Während der König das Patent vom Balkon heiab verlas, fielen plötzlich zwei Schüsse — niemals ist es ermittelt worden, wer sie angeordnet und wer sie abgefeuert hat —; unbeschreiblich war nun auf einmal die Aufregung. Wir sind verrathen! Man will uns morden!" so schrie^'dnrchfnander. .,u Elle bewaffnete sich die Meuge, denn es war mitgetheilt worden, die Soldaten hatten ein Blutbad unter Bürgern angerichtet; in wenig Stunden waren die Straßen durch Barrikaden versperrt, die Es ©» p Päru1.1 33etoaffneten besetzt. Als aus den Befehl Il 18, b0 o £stl' energisch einschritt, entstand in der Nacht vom 18. 3mit 19 Marz etn blutiger Straßenkarnpf, der mit dem 1848 Siege der Soldaten endete. Noch in der Nacht hatte der König, bewegt über die furchtbaren Auftritte, erklärt, daß er . f < Zurückziehen wolle, wenn die Bürger ihren Irrthum nm io* 2- m oezremeuder Weise ihm nahen wollten, und als am 19. Marz morgens eine Deputation der Berliner erschien '»■«**• Qm 18’ 9j?ai bag 10 1d)r gewünschte Parlament

6. Neue und neueste Geschichte - S. 178

1880 - Dillenburg : Seel
— 178 — in Frankfurt a. M. zusammen, welches den Erzherzog Johann von Oestreich zum Reichsverweser wählte. In diesem Parlamente saßen neben den gelehrtesten und geistreichsten, für das Volkswohl uneigennützig wirkenden Männern eine Menge zügelloser Demokraten. Zwischen diesen und den Gemäßigten, der monarchischen Partei, kam es am 18. September zu einem Aufstande und Straßenkampfe, welcher durch hessisches und preußisches Militär niedergeschlagen wurde. Dieser Ausstand und die darauf folgende Ermordung des Generals von Anerswald und des Fürsten Lichnowsky (beide Preußen) zeigten den Abgrund der Demokratie und wurden von allen Bessergesinnten verurtheilt. Um ähnliche Vorgänge in Berlin zu verhüten, wnrde über die Stadt der Belagerungszustand verhängt und General Wrangel zum obersten militärischen Befehlshaber ernannt. Unterdessen hatte das Frankfurter Parlament die Aufstellung einer deutschen Reichsver-sassuug beendet und bot nun Friedrich Wilhelm Iv. die deutsche Kaiserkrone an; dieser aber wies sie, da nicht alle deutschen Fürsten damit einverstanden waren, zurück. Statt dessen gab er Preußen im Jahre 1849 eine neue Verfassung, welche in ihren Hauptzügen noch heute besteht. Durch diese Verfassung trat Preußen in die Reihe der constitutiouelleu Staaten ein. An der Spitze des Landes steht der König, ihm zur Seite zwei Kammern, das Herrenhaus, aus den volljährigen Prinzen des königlichen Hauses, aus erblichen, aus vom König auf Lebenszeit ernannten und gewählten Mitgliedern bestehend, und das Abgeordnetenhaus, in welches das Volk alle drei Jahre neu wählt; beide Kammern bilden den Landtag, der die Gesetze zu beratheu und die Einnahmen und Ausgabe» des Staates zu regeln hat. Das Frankfurter Parlament löste sich bald auf, ohne jeglichen besonderen Erfolg erzielt zu haben. Friedrich Wilhelm, der gar wohl eingesehen hatte, daß die Gestaltung Deutschlands eine andere werden, daß Deutschland nicht einen Staatenbund, sondern einen Buudesstaat bilden müsse, erklärte, er habe sich an die Spitze des deutschen Vaterlandes gestellt. Im Mai 1849 schloß er mit den Königen von Sachsen und Hannover den Dreikönigsbund: die beiden letzteren traten in Folge von Einflüssen ans Wien bald wieder von demselben zurück. Da versuchte es Preußen auf eiue andere Weise, eine geschlossene Reichseinheit herbeizuführen; es berief 1850 ein Reichsparlament nach Erfurt, welches die vou ihm vorgeschlagene Reichsversassuug berieth und annahm. Aber Oestreich war damit nicht einverstanden; mit allen Mitteln er-

7. Neue und neueste Geschichte - S. 179

1880 - Dillenburg : Seel
— 179 — strebte es die Wiederherstellung des Bundestages, welcher vom Frankfurter Parlament aufgehoben worden war. Ein Streit des kurhessischen Ministers Hassenpflug mit den hessischen Ständen wegen Verfassungsverletzung veranlaßte die Mobilmachung des östreichischen und des preußischen Heeres. Der wieder zusammengetretene Bundestag sandte ein östreichisches und ein bairisches Heer ins Land, die Hessen zur Unterwerfung zu bringen; auch Preußen war bereit, dem Bundestag entgegenzutreten und mit Oestreich den Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland zu beginnen, aber die drohende Haltung Rußlands verhinderte diesmal den Ausbruch des Krieges. Noch einmal gab Preußen nach; der Bundestag wurde wieder hergestellt, und Oestreich trat wieder 'an die Spitze Deutschlands. d. Friedrich Wilhelms Iv. Verdienste. Friedrich Wil-helm's Regierungsjahre sind von reichem Segen für sein Land gewesen, besonders auch durch die Pflege christlichen und kirchlichen Sinnes. Er unternahm öfter Reisen durch das Land, um sich selbst von dem Zustande desselben zu überzeugen; seine Unterthanen durften ihm da jederzeit nahen und ihre Gesuche vorbringen. Als er einst auf einer solchen Reise in ein Städtchen kam, waren ihm die Bewohner desselben und die Schulkinder bis vor das Thor entgegen gekommen. Ein weißgekleidetes Mädchen überreichte dem König einen Strauß und sprach dabei ein sinniges Gedicht. Der König, dem das Kind gefiel, fragte es. indem er auf eine Blume hinwies: „Wohin gehört denn das?-„Ins Pflanzenreich," war die Antwort. „Und wohin gehört dieser Stein?" fragte er, auf einen Stein zeigend, weiter. .Ins Mineralreich/ antwortete das Kind. „Wohin gehöre ich denn?" war die dritte Frage. Ohne Zandern antwortete das Kind: „Ins Himmelreich." Da hob der König das Kind empor, küßte es, und eine Thräne erglänzte in seinem Auge. Auf alle Gebiete erstreckte sich des Königs Fürsorge: er hob die Industrie, setzte für Handel und Gewerbe ein eignes Ministerium ein, erleichterte den Postverkehr, vermehrte Fluß- und Seeschifffahrt, ließ Eisenbahn- und Telegraphenlinien anlegen. An der Nordsee erwarb er vom Großherzog von Oldenburg ein Gebiet*), welches später zur Anlegung eines Kriegshafens benutzt wurde. Kunst und Wissenschaft fanden treue Pflege und Förderung, und zahlreiche Anstalten christlicher Barmherzigkeit, Waisenhäuser, Krankenhäuser u. f. w. wurden gegründet. Im Verein mit England stiftete Friedrich Wilhelm in Jerusalem ein evangelisches Bisthum. *) Das Iahdeyebiet.

8. Neue und neueste Geschichte - S. 184

1880 - Dillenburg : Seel
— 184 — König Friedrich Vi., gestützt auf die Ohnmacht Deutschlands zur Zeit Napoleon's, verfügte die Einverleibung Holsteins in Dänemark, führte dänische Münze und dänische Sprache ein und legte eine ungeheure Steuerlast auf. Ebenso trieb es sein Nachfolger Christian Viii. Da dieser auf eine Beschwerde der Holsteiner sogar eine höhnische Antwort gab, wandten sich die Herzogthümer um Schutz au deu deutschen Bund. Aber auch dieser half deu Bedrängten nicht; die Feindschaft zwischen den Deutschen und Dänen wuchs mehr und mehr. Als im Jahre 1848 Friedrich Vii. den dänischen Thron bestieg, griffen die Herzogthümer zu den Waffen: es wurde eine Regierung eingesetzt, welche die Leitung der Staatsgeschäfte „im Namen des Königs" ausüben sollte, bis der König ihre Freiheiten und Rechte anerkenne. Dadurch entstand ein Krieg, der Deutschland wenig Ruhm brachte. Wohl leistete Deutschland den Schleswig-Holsteinern Hülfe, aber das alte Mistrauen und der hergebrachte Neid unter den deutschen Fürsten machte alle im Felde gewonnenen Vortheile nutzlos; besonders war Oestreich auf Preußen eifersüchtig, und so kam es am 2. Juli 1850 zum Frieden von Berlin, in welchem Deutschland die Herzogthümer preisgab. Dänemark hatte gewisse Verpflichtungen gegen die Herzogtümer übernommen; aber denselben nachzukommen fiel ihm nicht ein. Der Druck, welcher auf den Ländern lastete, stieg sogar bis zur höchsten Höhe. Es wurden dänische Beamten, dänische Geistliche und Lehrer ins Land gebracht; in der Kirche mnßte dänisch gepredigt, in den Schulen in der dänischen Sprache unterrichtet werden; die Gerichtsverhandlungen wurden dänisch geführt. Tausende von deutsch gesinnten Männern wanderten ans; aber Tausende blieben auch zurück und setzten den Kampf gegen die dänischen Anmaßungen fort. Als endlich die Klagen zu häufig und laut wurden, fragte der deutsche Bund in Dänemark an, ob und wie es seinen Verpflichtungen gegen die Herzogthümer nachgekommen sei; die Antwort war, daß alles geschehen sei, wozu man verpflichtet wäre. Daß sich Deutschland mit dieser Antwort nicht zufrieden gab, ist Preußen's Verdienst; Preußen sprach es auch offen aus, „daß Dänemark in Zukunft kein Recht habe, auf Glauben und Achtung Anspruch zu machen." So war der Bruch zwischen Deutschland und Dänemark vollendet, und es bedurfte nur geringer Veranlassung zum Kriege. Diese ergab sich bald. Im März 1863 erklärte Dänemark Holstein für eine tributpflichtige Provinz, und als der deutsche

9. Neue und neueste Geschichte - S. 192

1880 - Dillenburg : Seel
— 192 — Landes dem Erbprinzen Leopold von Ho h enz ollern an, der die Annahme derselben auch zusagte. Dagegen aber protestirte Frankreich, weil es eine Zunahme der Macht Preußens fürchtete; es drohte sogar mit Krieg, wenn die Annahme nicht rückgängig gemacht werde. Man sieht, Frankreich war nicht in Verlegenheit um einen Kriegsvorwand! Um den Krieg zu verhüten, trat Prinz Leopold freiwillig von der Kandidatur zurück, und König Wilhelm, das Haupt der Hohenzollern-Familie, billigte diese Entsagung. So war den Franzosen der Vorwand genommen; aber Napoleon wollte und mußte Krieg haben; er fühlte, daß sein Thron zu wanken beginne, deshalb mußte er die Aufmerksamkeit seines Volkes von den inneren Angelegenheiten nach außen ablenken. Der französische Botschafter am Berliner Hofe, Beuedetti, erhielt Weisung von Paris-nach Ems zu dem Könige Wilhelm zu reifen und von ihm zu fordern, daß er bei dem Kaiser Napoleon sich schriftlich darüber entschuldige, daß er dem Prinzen Leopold die Annahme der Wahl nicht schon früher untersagt habe. Zugleich solle er versprechen, niemals die Annahme einer solchen Wahl zu gestatten. In würdigster Weise wies König Wilhelm diese ungeheuerliche Znmnthung zurück, und als ihn der französische Gesandte fortwährend und sogar auf der Promenade belästigte, sagte er zu seinem Adjutanten: „Sagen Sie doch diesem Herrn, daß ich ihm nichts weiter mitzutheilen habe." Diese gebührende Zurechtweisung wurde von den Franzosen für eine Beleidigung der französischen Nation erklärt; in ungestümer Weise forderte das französische Volk Rache für diese Beleidigung und Rache für Sadowa. Die Abweisung französischer Anmaßung war am 13. Juli geschehen; am 15. eilte der König nach Berlin; noch in derselben Nacht wurde die Mobilmachung des gesammten 19. Heeres des norddeutschen Bundes angeordnet. Am 19. Juli traf Zuli die französische Kriegserklärung in Berlin ein; an demselben Tage 1870 trat der Reichstag des Bundes zusammen und bewilligte die zum Kriege geforderten Mittel; der König erneuerte auch noch am 19. Juli, dem Sterbetage seiner Mutter, den von seinem Vater im Jahre 1813 gestifteten Orden des eisernen Kreuzes; für den 27. Juli ordnete er einen allgemeinen Bettag an. (Vergl. das Gedicht: „Der 19. Juli 1870" von G. Hefekiel). _ Frankreich hatte erwartet, Süddeutschland würde zu ihm stehen oder doch neutral bleiben; aber es hatte sich getäuscht. Mit Begeisterung erhoben sich die süddeutschen Staaten und traten vereint mit Preußen gegen den Erbfeind Deutschlands in die Schranken; von den Alpen bis zur Nordsee ertönte die „Wacht,

10. Neue und neueste Geschichte - S. 200

1880 - Dillenburg : Seel
— 200 — Die Feierlichkeit fand im großen Spiegelsaale zu Versailles statt. Zu beiden Seiten des in der Mitte des Saales errichteten Altars standen Abgeordnete der Armee mit den Fahnen. Punkt 12 Uhr trat der König in den Saal, gefolgt von den Prinzen des königlichen Hauses. Letztere nahmen im Halbkreise um den Altar Platz, der König mitten vor dem Altare. Nachdem ein Sängerchor die Motette: „Janchzet dem Herrn alle Welt" vorgetragen und die Gemeinde mit dem Liede: „Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut" geantwortet hatte, folgte die Liturgie und die Festrede. Als nach derselben noch das Lied: „Nun danket alle Gott" gesungen war, trat der König auf die Estrade und verlas vor den Fahnen die Urkunde und die Verkündigung des Kaiserreiches. Dann ries der Großherzog von Baden: „Se. Majestät der Kaiser lebe hoch!" und mit hoher Begeisterung stimmte die Versammlung dreimal ein. — In der nach der Verkündigung des Kaiserreiches an das deutsche Volk erlassenen Proklamation sagt Kaiser Wilhelm: „Uns aber und unserunachfolgeru in der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung!" Kaiser Wilhelm's Rückkehr aus dem siegreichen Kriege war ein Triumphzug; an der Grenze des Reiches überreichten ihm 400 rheinische Gemeinden einen goldenen Lorbeerkranz. Der erste deutsche Reichstag wurde von dem Kaiser in Person eröffnet und zwar am 21. März 1871. Graf Bismarck wurde an demselben Tage zur Belohnung für seine Verdienste in den Fürstenstand erhoben. Die damals hergestellte äußere Einigung wird nun auch im Innern mehr und mehr durchgeführt. Wichtige Schritte für diese innere Einigung sind die für das ganze Reich erlassenen Gesetze, so die Einführung einheitlicher Münzen, Maße und Gewichte und derselben Gerichtsorgamfation und Rechtspflege für das deutsche Vaterland. Möge dasselbe bis in die fernsten Zeiten blühen und gedeihen!
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